Humusformen Natürlicher Moore sind dann ausgebildet, wenn im anaeroben Milieu Torf durch Akkumulation von unvollständig zersetztem Pflanzenmaterial entsteht. Wasser muss im langfristigen Mittel nahe an oder über der Bodenoberfläche stehen. Die Moor-Humusform kennzeichnet den aktuellen Prozess der Moorbildung. Änderungen in der Nährstoffversorgung oder der Zusammensetzung der torfbildenden Vegetation und in der Wasserdynamik des Oberbodens beeinflussen die Humusformen der Moore. Moorhumusformen besitzen eine hohe zeitliche und räumliche Dynamik.
Die wesentlichen Steuerungsgrößen auf Moorhumusformen sind der Wasser- und der Nährstoffhaushalt sowie die Zersetzbarkeit der Pflanzenstreu. Sie steuern die Torfbildungsbedingungen einschließlich des Humifizierungsgrades nach von Post. Der Grad der Humifizierung (H 1 bis H 10, Tabelle Humifizierungsgrad) wird in die Benennung der Moorhumusformen aufgenommen (Post 1922, Roeschmann et al. 1983). Moorhumusformen werden nur dann beschrieben, wenn der Wasserhaushalt als ‚dauernass’ mit zeitweiligem Überstau einzustufen ist und damit den (hydromorphen) Bildungsbedingungen für Torfe entspricht (Grundnässestufe GNS6.2 oder Staunässestufe SNS6, Bodenkundliche Kartieranleitung, 6. Auflage). Dennoch können in wachsenden Mooren durch saisonale Wasserstandsschwankungen zum Beispiel in Mooren mit Reisertorf oder Holztorfen (Erlenbruchwald) auch Phasen mit Belüftung des Streuzersetzungsbereiches auftreten, die zu einem höheren Humifizierungsgrad führen. Bezugshorizont/diagnostischer Horizont ist stets der Torfbildungs-Horizont (Hfn, Hen, Hhn) an der Bodenoberfläche.
Aus der Kombination Grad der Humifizierung (Wasserhaushalt) und Kennzeichnung der Trophie ergeben sich unabhängig von der Torfart (Niedermoor-, Übergangsmoor- und Hochmoortorf) die Humusformen wachsender Moore, die in der Humusformengliederung (Tabelle B‑100) zusammengefasst sind.
Als Grundlage für die Trophie-Stufen wird nach Succow & Joosten (2001: 229–234) das C/N-Verhältnis verwendet, siehe Tabelle B‑102, erweitert um den Begriff dystroph, und zwar im Torfneubildungs-Horizont (Hn). Darüber hinaus ist der Säure-Basen-Status (pH-Wert) für die Einstufung der Moor-Humusform von Belang (s. Abbildung B‑23) und kann in der Humusformen-Varietät ausgedrückt: Sehr stark saures Dystrophes F-Moor (Humusform eines intakten Hochmoores). Die pH-Werte wurden bislang an lufttrockenen Proben in 1 N KCl bestimmt. Die Humusformen Natürlicher Moore sind damit eine ökologische Kennzeichnung der Torfbildungsprozesse (Bildungsbedingungen). Neben den unten aufgeführten Beispielen können weitere Subtypen der Moor-Humusformen auftreten.